Antisemitische Propaganda beim irischen Gewerkschaftsverband

Die Website des Irish Congress of Trade Unions (ICTU) heißt »Global Solidarity«, doch für Israel gilt diese Solidarität nicht. Seit Jahren gehört die ICTU zu den Gewerkschaftsverbänden, die einen Israel-Boykott propagieren. Sie konnte die britischen Gewerkschaften zwar nicht für diese Kampagne gewinnen, doch in der irischen Arbeiterbewegung ist die Feindschaft gegenüber Israel gewachsen.

Es verwundert daher nicht, dass auf der Website der ICTU ein Bericht erscheinen konnte, in dem Juden des Ritualmords beschuldigt werden. Verfasst wurde der Bericht von Repräsentanten der Northern Ireland Public Service Alliance (Nipsa), einer Gewerkschaft, der 45 000 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes in Nordirland angehören, die aber dem Verband der Republik Irland angeschlossen ist. Die Gewerkschafter verbergen ihre Parteinahme gegen Israel nicht, sie geben an, dass sie als Pilger einreisten, obwohl eine solche Tarnung keineswegs nötig gewesen wäre.

Nur an einer Stelle wird der israelische Gewerkschafsverband Histadrut erwähnt: »Wir erfuhren, dass palästinensische Arbeiter als ›ausländische Arbeiter‹ in Israel ›Organisationbeiträge‹ an die Histadrut zahlen müssen. Nur ein Teil dieser Zahlungen wird ordnungsgemäß an die PGFTU (den palästinensischen Gewerkschaftsverband) weitergegeben.«

Die Leser erfahren nicht, dass es um palästinensische Arbeiter geht, die für israelische Unternehmer in Israel oder in den Siedlungen in der Westbank arbeiten. Diese Palästinenser schließen sich der Histadrut an, um gewerkschaftlichen Schutz, etwa Rechtsberatung, zu erhalten. Nach der Unterzeichnung der Osloer Verträge vereinbarten Histadrut und palästinensische Gewerkschaften, dass 50 Prozent der von Palästinensern gezahlten Beiträge an die PGFTU überwiesen werden. Dieser Regelung entspräche es, wenn der DGB die Hälfte der Mitgliedsbeiträge türkischer Arbeiter an Gewerkschaften in der Türkei auszahlen würde. Tatsächlich dürfte das israelisch-palästinensische Abkommen einmalig in der Welt sein.

Die israelfeindliche Darstellung auf der Seite der ICTU ist nicht ungewöhnlich, doch der Bericht wiederholt auch die mittelalterliche Ritualmordlegende: »Wir besuchten ›Jakobsbrunnen‹, eine griechisch-orthodoxe Kirche an dem im Neuen Testament, dem Evangelium des Johannes, erwähnten Ort des Brunnens in einem Dorf namens Sychar. (…) Ich bemerkte das Grab eines Märtyrers – Archimandrite Philoumenos Hasapis. (…) Er wurde am 16. November 1979 in ›ritualistischer‹ Weise von zionistischen Sieldern ermordet, die jede Spur des Christentums in diesem Gebiet beseitigen wollten. Er wurde während des Abendgebets ermordet, seine Augen wurden herausgerissen und drei seiner Finger abgeschnitten – die, mit denen er das Zeichen des Kreuzes machte.«

Das Verbrechen wurde nie aufgeklärt. Dass der Geistliche das Opfer eines von Juden begangenen, antichristlichen Ritualmordes wurde, ist Spekulation. Es ist nicht das erste Mal, dass derartige Beschuldigungen gegen israelische Juden in gewerkschaftlichen Publikationen erhoben wurden. Die schwedische Tageszeitung Aftonbladet, die einer Gewerkschaft gehört, veröffentlichte im August 2009 einen zweiseitigen Artikel, in dem behauptet wurde, dass die israelische Armee Organe von toten Palästinensern »erntet«. Diese ungeheuerliche Anschuldigung wurde mit Ermittlungen wegen Organhandels in den USA in Verbindung gebracht, in deren Rahmen einige Rabbis verhaftet worden waren. Die schwedische Regierung wollte die Veröffentlichung nicht verurteilen, stattdessen wurde der Botschafter in Israel gemaßregelt, der den Artikel kritisiert hatte.

Es ist weder ungewöhnlich noch illegitim, wenn sich Gewerkschafter kritisch über die israelische Palästina-Politik äußern. Wer jedoch von Ritualmorden an Christen spricht, bedient sich antisemitischer Klischees. Die Beschuldigung, es gebe »Organernten«, war 2009 ein Einzelfall, doch die schwedischen Gewerkschaften haben die Veröffentlichung nicht verurteilt. Nun ist wieder von Ritualmord die Rede.